Rottweiler Mauldäschle

Rottweil ist die „älteste Stadt Baden-Württembergs“, „die Stadt der Türme“, und gewiss ist sie die „Stadt der Künstler“. Land auf, Land ab habe ich nie mehr eine Stadt gefunden, die, gemessen an ihrer Größe, so viele Künstler beherbergt. Manche dieser Künstler sind weit über die Landkreisgrenzen tätig, ja sogar international bekannt und gefragt. 

In Rottweil befindet sich ein Landesmuseum, das sich zum Teil mit zeitgenössischer Kunst beschäftigt, das Dominikanerforum. Und Rottweil hat einen sehr aufgeweckten Kunstverein, das Forum Kunst Rottweil samt mehrerer privater Galerien. Ein großer Skulpturenboulevard säumt entlang der Königstraße die Innenstadt, und drei Skulpturengärten sind für Kunstfreunde öffentlich zugänglich: die Kunststiftung Erich Hauser, der KUNSTdünger und der Skulpturengarten Oberrotenstein.

Als nun am Montag den 27.4.20 teilweise Maskenpflicht für das öffentliche Leben in Deutschland eingeführt wurde, stieß das nicht nur mir bitter auf. Mit Matthias Graf-Hetzler wollte ich dann die Not zur Tugend machen und mit anderen Künstlern zusammen Masken gestalten. Dann, so unserer Meinung nach, könnte man die Vermummung eher ertragen, ja dann wäre es sogar irgendwie pfiffig.

Es ist die erste Edition des „Skulpturengarten Oberrotenstein Zirkel“ und vielleicht schon nächstes Jahr werden wir Sie mit einer neuen Edition überraschen.

TOBIAS KAMMERER

MAULDÄSCHLE FÜR ROTTWEIL - KEIN MAULKORB FÜR DIE KUNST

Und plötzlich passiert es: Unsere globalisierte Welt erstarrt und staunt - „Stupor Mundi“ nennt Lenni Hensle so seine Maske. Corona hat die Welt im Griff, und eine Befreiung scheint nicht möglich. Wir leben isoliert und vermissen unsere Freiheit - und ihre Ausdrucksform, die Kunst. 

Denn wo hat diese ihren Platz, wenn selbst Museen schließen, sich alles verschließt?

So erschloss sich uns ein neuer Platz für Kunst. Mitten im Gesicht, nicht als Maulkorb, sondern als neue Ausdrucksform: Künstler machen Masken für Rottweil. Als farbenfrohe Chance, damit wir unsere Freiheit und unsere Worte wieder finden, wieder miteinander ins Gespräch kommen.

MATTHIAS GRAF-HETZLER